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Art Brussels: Alt aber frisch

Die Art Brussels ist ein 68er. Das Präfix „Alt-“ drängt sich jedoch nicht auf, ist sie doch immer noch eine Messe für zeitgenössische Kunst. Das ist in ihrer Liga gar nicht so einfach. Um die Qualität zu halten, wurden für die aktuelle Ausgabe mit 165 Galerien ein Dutzend weniger zugelassen als im Jahr zuvor.

Ein Erfolgsrezept der Brüsseler dürfte ihre Anpassungsfähigkeit sein. So wurde in diesem Jahr die „Rediscovery“-Sektion gestrichen. Dieses Pferd reiten mittlerweile zu viele Messen mit immer dürftigerem Erfolg. Man muss wahrscheinlich sehr tief in alten Katalogen und Archiven graben, um eine Position zu finden, die eines Revivals wert ist. Stattdessen besinnt sich die Art Brussels auf ihre Anfänge und lädt Galerien zu „'68 Forward“ ein, einem offeneren Format, das zum Experimentieren und Kombinieren animiert.

Einige deutsche Galerien haben oder hatten Niederlassungen in Brüssel, und auf der Art Brussels stellt immerhin ein halbes Dutzend rheinischer Kollegen aus. Die Berliner machen sich hingegen rar in den historischen Expo-Hallen am Atomium. Am ehesten suchen die jungen Berliner mit ihrem ganz zeitgenössischen und digitalem oder Post Internet-Programm die Nähe zu den bekannt kenntnisreichen und offenen belgischen Sammler:innen, während die Etablierten der Messe fernbleiben. Die sonst so reisefreudigen Österreicher halten sich erstaunlich zurück: Auf lediglich zwei Galerien ist ihr Kontingent geschrumpft. Beide gehören zur jungen Garde: Kandlhofer und Suppan.

Damit befinden sie sich in guter Gesellschaft, denn der überwiegende Teil des Angebots stammt aus aktueller Produktion. Handelsware ist rar, Vorkriegskunst praktisch gar nicht vertreten. Eine Ausnahme bildet Erstteilnehmer Galleria d'Arte Maggiore g.a.m. aus Bologna/Paris/Venedig mit einem Dialog zwischen Klassischer und Post War-Positionen, verkörpert durch Claudine Drai oder James Brown. Zum hochpreisigsten Stand der Messe werden die Italiener durch Werke von Giorgio Morandi und Paul Delvaux.

Dabei ist die Art Brussels keine preiswerte Messe. Die Preise für die Stände bewegen sich zwischen 5.000 und 55.000 Euro. Ein größerer Stand kostet nicht nur absolut, sondern auch im Verhältnis mehr als ein kleiner. Etablierte Galerien zahlen also mehr als kleinere, zumeist junge. Das Preisniveau ist Vergleich zum Vorjahr stabil, aber in der angespannten wirtschaftlichen Situation für viele Marktteilnehmer:innen eine Herausforderung, zumal die internationale Strahlkraft nachgelassen hat, wie bei vielen Kunstmessen, bevor deren Zahl so überhand nahm, dass Sammler:innen und Kurator:innen sich auf wenige Veranstaltungen oder ihre eigene Region beschränken. Dass Galerien ihre Kosten reduzieren müssen, ist Direktorin Nele Verhaeren klar. Im Gespräch vermutet sie, dass Galerien wahrscheinlich sie an weniger Messen teilnähmen als früher, was sie sogar begrüßt. Andererseits habe wahrscheinlich zum ersten Mal überhaupt bei dieser Ausgabe ihrer Veranstaltung keine Galerie, die sich beworben hatte, einen Rückzieher gemacht. Sie wertet das als gutes Zeichen. "Wir sind eine europäische Messe. Sind wir damit regional? Ich glaube, wir sind kontinental, und unsere Größe ist gut, so wie sie ist." Sammlerinnen und Sammler wollen einen Überblick, und den bekommen sie bei uns."

Mehr Texte von Stefan Kobel

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Art Brussels
24 - 27.04.2025

Brussels Expo
1020 Brüssel, Place de la Belgique, 1, Halle 5
Tel: 0032-2-402-36-66
http://www.artbrussels.com
Öffnungszeiten: 11-19 h


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