Gottfried Bechtold - 3 bis 2 D: Good Sculpture vs Bad Painting
Es war ein Skandal! Die Erhebung eines Porsche 911 zum Kunstwerk hätte wohl nur wenige gestört. Aber der damals 24-jährige Gottfried Bechtold verlieh seinem Projekt im Jahr 1971 einen besonderen Twist: Nicht das Auto selbst, sondern eine Kopie in Beton wurde vor der Galerie Krinzinger in Bregenz platziert.
„Es war ein viel größerer Skandal als alles Kunst-Pornografische, das ich jemals präsentiert habe“, so Ursula Krinzinger bei der Eröffnung der Reprise des Porsche-Projektes in der Wiener Galerie. Die Ikone der Mobilität als Monument des Stillstands begründete die Karriere Gottfried Bechtolds als Konzeptkünstler und seine bis heute andauernde Auseinandersetzung mit der Erweiterung des Kunstbegriffs, besonders der Skulptur. Er konzipierte eine Fülle von Kunstwerken, von der ephemeren Skulptur „100 Tage Anwesenheit in Kassel“ im Rahmen der von Harald Szeemann kuratierten documenta 5 bis zur Marienstatue mit einem Doppel-T-träger „Mitten durchs Herz“ vor dem Kraftwerk Zwentendorf (2023), schickte eine schwarze ÖBB-Lok mit seiner Signatur quer durch Europa, brachte seine Signatur an einer Staumauer an und signierte ein Schneefeld mittels einer Pistenraupe.
Immer wieder kehrte er zur frühen Arbeit mit dem Porsche zurück. 2001 wurde ein gecrashter 911er in Beton gegossen, 2006 folgte ein Abguss eines Porsche mit Schutzhaube, ebenfalls in Beton. Das originale Material, also Metall, Glas, Gummi etc. kam nur zwei Mal zum Einsatz. Im Jahr 2006 ließ Gottfried Bechtold einen Porsche 997 Carrera S zu einem Quader pressen. Im Jahr 2012 legte der Künstler Hand an einen Porsche Panamera und ersetzte alle Fenster und Scheinwerfergläser durch entsprechend geformte Bronzegüsse. Ansonsten blieb das Modell unangetastet und ist durch außen montierte Kameras und innen angebrachte Bildschirme sogar fahrbar.
In der Galerie Krinzinger konzentriert man sich schon aus Gründen der Statik auf die immer wieder herausgegebenen Editionen die in unterschiedlichen Auflagen meist in Beton, aber auch in Bronze und in unterschiedlichen Färbungen produziert wurden.
Im kleinen Annex der Galerie präsentiert Bechtold dann eine überraschende Auseinandersetzung mit der Zweidimensionalität. In der Manier eines „bad painting“ schuf Bechtold quadratische Bildpaare - eines figurativ, eines abstrakt – das jeweils aus den selben Farben besteht. Auf der einen Seite Tierdarstellung auf der anderen Pinselkritzeleien, ob des kleinen Formats in reduzierter Gestik. Gekauft werden muss immer ein Bildpaar. Einen Skandal hat der Ausflug Gottfried Bechtolds in die konzeptuelle Malerei bisher nicht ausgelöst.

20.03 - 16.05.2025
Galerie Krinzinger
1010 Wien, Seilerstätte 16
Tel: +43 1 513 30 06
Email: info@galerie-krinzinger.at
https://galerie-krinzinger.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 12-18, Sa 12-16 h